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Open Standards

3 Minuten Lesezeit

Open Standards, also offene Standards, sind Normen und Konventionen, die aus offenen, dokumentierten Standardisierungsverfahren hervorgehen. Sie sind für alle Nutzer offen zugänglich, können weiterentwickelt und frei eingesetzt werden. Diese Standards spielen eine zentrale Rolle in der Förderung von Interoperabilität und bilden die Basis für offene Kommunikationssysteme​​.

Open Source und Open Standards #

Open Source und Open Standards ergänzen gegenseitig und fördern ein Ökosystem, das auf Offenheit, Zugänglichkeit und gemeinschaftlicher Entwicklung basiert. Dieses Zusammenspiel ist entscheidend für die Förderung von Innovation, Interoperabilität und einem freien und fairen Wettbewerb.

  • Philosophische und Ideologische Gemeinsamkeiten: Beide Konzepte basieren auf den Prinzipien der Offenheit und Transparenz. Sowohl Open Source als auch Open Standards fördern die gemeinschaftliche Entwicklung und Nutzung, wobei der Fokus auf Kollaboration und freiem Zugang zu Wissen und Technologie liegt.
  • Technische Interoperabilität: Open Standards gewährleisten, dass verschiedene Software- und Hardwaresysteme effektiv zusammenarbeiten können. Open Source-Projekte profitieren von dieser Interoperabilität, da sie es ermöglichen, dass Open Source-Software nahtlos mit anderen Systemen und Technologien interagiert. Diese Interoperabilität ist besonders wichtig in heterogenen IT-Umgebungen.
  • Förderung von Innovation und Wettbewerb: Open Source und Open Standards tragen zur Demokratisierung von Technologie bei, indem sie den Marktzugang erleichtern und Wettbewerb fördern. Open Standards verhindern eine Marktdominanz durch einzelne Anbieter (sogenanntes „Vendor Lock-in“), während Open Source-Software Innovation durch gemeinschaftliche Entwicklung ermöglicht.
  • Nachhaltigkeit und Langlebigkeit: Open Standards helfen dabei, die Langlebigkeit von Technologien zu sichern, indem sie sicherstellen, dass Daten und Systeme auch in Zukunft nutzbar bleiben. Open Source-Software, die auf diesen Standards basiert, unterstützt diese Nachhaltigkeit, da der Quellcode offen und zugänglich ist, was langfristige Wartung und Anpassung ermöglicht.
  • Komplementäre Nutzung in der Entwicklung: Viele Open Source-Projekte nutzen Open Standards, um die Kompatibilität und Austauschbarkeit mit anderen Systemen und Software zu gewährleisten. Ebenso tragen Open Source-Entwicklungen oft zur Entstehung oder Weiterentwicklung von Open Standards bei.
  • Rechtliche und Lizenz-Aspekte: Sowohl Open Source als auch Open Standards beinhalten rechtliche und lizenztechnische Überlegungen, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Patenten und Urheberrechten. Open Standards stellen häufig sicher, dass keine restriktiven Patente die Nutzung oder Implementierung des Standards behindern, was wiederum wichtig für die Entwicklung und Verbreitung von Open Source-Software ist.

 

Definitionen #

Europäischer Interoperabilitätsrahmen und Offene Standards

Der Europäische Interoperabilitätsrahmen definiert offene Standards wie folgt:

  • Entwicklung und Pflege: Durch gemeinnützige Organisationen in einer offenen, konsens- oder mehrheitsbasierten Weise, die allen interessierten Parteien Einflussnahme ermöglicht.
  • Veröffentlichung und Zugänglichkeit: Spezifikationen sollen entweder frei oder gegen eine Schutzgebühr verfügbar und weiterverbreitbar sein.
  • Gewerbliche Schutzrechte: Falls unter Schutzrechten stehend, müssen diese unwiderruflich gebührenfrei nutzbar sein.
  • Wiederverwendung: Keine Einschränkungen bei der Wiederverwendung des Standards.

Diese Definition findet in mehreren europäischen Ländergesetzgebungen Anwendung.

Genfer Erklärung 2008 – Erweiterte Definition

Die Genfer Erklärung, unterstützt von 17 Organisationen, inklusive OpenForum Europe, definiert offene Standards zusätzlich wie folgt:

  • Öffentliche Zugänglichkeit: Frei von Hemmnissen, gleichberechtigt für alle Beteiligten.
  • Unabhängigkeit von proprietären Formaten: Keine Abhängigkeit von nicht offenen Standards.
  • Freiheit von rechtlichen/technischen Einschränkungen: Keine Nutzungseinschränkungen.
  • Anbieterunabhängige Entwicklung: Prozess offen für gleichberechtigte Teilnahme von Wettbewerbern und Drittanbietern.
  • Vielfältige Implementierungen: Verfügbarkeit in verschiedenen Implementierungen oder als vollständige, gleichberechtigte Implementierung für alle Beteiligten.

 

Beispiele #

  • Internet-Standards: Internet-Standards erfüllen typischerweise alle Offenheitsanforderungen. Sie ermöglichen das reibungslose Zusammenspiel unterschiedlichster Technologien und verhindern Herstellerabhängigkeiten.
  • Dokumentenstandards: Dokumentenstandards wie z.B. PDF/A oder OpenDocument erleichtern den Austausch und die Archivierung von Dokumenten, unabhängig von proprietärer Software.
  • Sonstige Standards: Weitere Beispiele umfassen Standards in der Telekommunikation, Datenverarbeitung und anderen IT-Sektoren.
  • Weniger offene Standards: Manche Standards, obwohl weit verbreitet, erfüllen nicht alle Kriterien offener Standards, was zu eingeschränkter Interoperabilität und Herstellerabhängigkeit führen kann.