Der Bericht untersucht detailliert die Best Practices im Bereich Open Data in Estland, Slowenien und der Ukraine. Diese drei Länder zeigten in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum in ihrer Open-Data-Reife laut dem jährlichen Open Data Maturity Assessment. Estland kletterte auf den 5. Platz, Slowenien auf den 9. und die Ukraine auf den 6. Platz unter 34 teilnehmenden europäischen Ländern. Die Studie basiert auf ausführlichen Interviews mit den jeweiligen Open-Data-Teams und den Antworten auf den umfangreichen Fragebogen des Open Data Maturity Assessments 2021. Ziel des Berichts ist es, die Faktoren zu identifizieren, die zu diesem Erfolg geführt haben, und anderen Ländern als Inspiration und Lernquelle zu dienen. Die Analyse konzentriert sich auf vier Hauptdimensionen: Politik, Auswirkungen, Portal und Qualität.
Politische Dimension
Alle drei Länder haben eine dedizierte Open-Data-Politik und -Strategie mit konkreten Aktionsplänen implementiert. In Estland ist die Open-Data-Politik im „Public Information Act“ verankert, während Slowenien den „Access to Public Information Act“ als Grundlage nutzt. Die Ukraine hat ihr Open-Data-Gesetz bereits 2011 eingeführt. Die Teams nehmen eine proaktive Haltung ein, um den öffentlichen Sektor bei der Öffnung von Daten zu unterstützen. Dies führt zu einer zunehmend enthusiastischen Einstellung innerhalb der Open-Data-Community. Während die Ukraine einen dezentralen Ansatz verfolgt, der auf die Stärkung der regionalen Open-Data-Politik abzielt, setzen Estland und Slowenien auf zentralisierte Arbeitsgruppen. Estland organisiert beispielsweise zweimonatliche Treffen, um alle relevanten Stakeholder zusammenzubringen. Sloweniens zweistufiges Regierungssystem ermöglicht eine einfache Übersicht über alle Open-Data-Herausgeber. Beide Systeme haben sich als erfolgreich erwiesen, solange eine klare Open-Data-Politik und -Strategie vorhanden ist. Regelmäßige Aktualisierungen der Strategien, insbesondere im Hinblick auf hochwertige Datensätze, werden erwartet. Alle drei Länder bereiten sich auf die Umsetzung der kommenden EU-Verordnung zu hochwertigen Datensätzen vor.
Auswirkungen
Die Länder überwachen die Portalaktivitäten genau, einschließlich Datensatz-Downloads und beliebter Suchbegriffe. Dies bietet Einblicke in Sektoren und Themen mit hoher Nachfrage. Es besteht ein starkes Engagement in der Community durch Veranstaltungen wie Konferenzen, Seminare und Hackathons. Diese Veranstaltungen fördern den Dialog zwischen Datennutzern und -anbietern. Es besteht ein wachsender Trend zu detaillierten Forschungen, um die Auswirkungen von Open Data zu quantifizieren. Alle drei Länder haben die von data.europa.eu entwickelte Methodik zur Messung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Open Data angewandt oder angepasst. Die Ukraine hat in diesem Bereich die fortschrittlichsten Ansätze entwickelt, mit mehreren Wirkungsstudien und einem dedizierten „Impact of Open Data“-Bereich auf ihrem Portal. Estland führt jährliche Umfragen durch, um ein tieferes Verständnis für die Wirkung zu gewinnen, während Slowenien sich stärker auf Anwendungsfälle konzentriert.
Die Verschiebung des Fokus von der einfachen Überwachung der Portalnutzung hin zu einem tieferen Verständnis wird voraussichtlich in Zukunft zuverlässigere Erkenntnisse liefern. Mit der zunehmend enthusiastischen Open-Data-Community wird erwartet, dass die Auswirkungen mit der Zeit noch zunehmen werden.
Portal
Alle drei Länder streben an, ihre Portale zu zentralen Anlaufstellen für Open Data zu machen, die sowohl öffentliche als auch private Datensätze sowie nützliche Informationen wie Richtlinien und Schulungen umfassen. Der Fokus liegt auf der Interaktion zwischen Datenpublizierenden und Nutzern, mit Funktionen wie datensatzspezifischen und allgemeinen Feedback-Systemen, Möglichkeiten zur Datenanforderung und Bewertungssystemen.
Nutzungsstatistiken werden zur kontinuierlichen Verbesserung herangezogen. Estland führte 2018 einen großen Relaunch durch, der die Benutzerfreundlichkeit des Portals erheblich verbesserte. Die Ukraine und Slowenien planen in naher Zukunft Überarbeitungen ihrer Portale. Die Länder verwenden unterschiedliche Ansätze, um Nutzer in die Portalentwicklung einzubeziehen, von jährlichen Zufriedenheitsumfragen in der Ukraine bis hin zu Stakeholder-Gruppentreffen in Slowenien und Testprogrammen in Estland. Es wird erwartet, dass sich die Benutzererfahrung weiter verbessern wird, da es einfacher wird, alle notwendigen Informationen zu Open Data an einem Ort zu finden. Kontinuierliche Aktualisierungen der Portale sind entscheidend, um die führende Position im Open-Data-Bereich zu behalten.
Qualität
Es gibt einen gemeinsamen Fokus auf die Sicherstellung der Daten- und Metadatenqualität. Alle Länder stellen Handbücher und technische Richtlinien zur Verfügung und bieten aktive Schulungen für Datenpublizierende an. Die nationalen Open-Data-Portale sind DCAT-AP-konform und verfügen über angemessene Lizenzierungsregelungen. Die Validierung von Metadaten erfolgt in Estland manuell, während in Slowenien und der Ukraine automatische Harvesting-Prozesse zum Einsatz kommen. Alle drei Länder führen jedoch manuelle Überprüfungen für neue Datensätze durch und markieren unvollständige Datensätze entsprechend. Die Qualitätsdimension ist derzeit die am wenigsten ausgereifte Dimension des Open Data Maturity Assessments in ganz Europa. Es findet eine Verschiebung von der Verbesserung der Datenquantität zur Datenqualität statt, beispielsweise durch die Etablierung neuer Standards zur Erhöhung der Interoperabilität der Daten und zur Förderung der Wiederverwendung von Open Data.
Ausblick
Der Bericht zeigt, dass es mehrere Wege zum Erfolg im Bereich Open Data gibt. Gemeinsame Erfolgsfaktoren sind eine klare Politik und Strategie, der Aufbau einer engagierten Open-Data-Community sowie kontinuierlich aktualisierte Portale, die Nutzerfeedback und -statistiken berücksichtigen. Diese Faktoren ermöglichen es den drei Ländern, wirtschaftliche, soziale, politische und ökologische Auswirkungen durch die angemessene Wiederverwendung von Open Data zu erzielen. Für die Zukunft wird erwartet, dass insbesondere die Datenqualität in den Fokus rückt. Die Herausforderung besteht darin, genaue und vollständige Metadaten bereitzustellen, die kontinuierlich überwacht werden und Interoperabilität ermöglichen. Gleichzeitig gewinnt die Messung und Überwachung der Auswirkungen von Open Data zunehmend an Bedeutung. Neue Forschungen zu den Auswirkungen von Open Data werden in Kürze veröffentlicht, während die wachsende Open-Data-Community zunehmend bestrebt ist, wirkungsvollere Anwendungsfälle zu schaffen.
Die vorgestellten Best Practices können anderen Ländern in Europa und darüber hinaus als Inspiration dienen, um ihre eigenen Open-Data-Praktiken zu verbessern. Die Studie unterstreicht die Bedeutung einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Open-Data-Strategien, um in einem sich ständig wandelnden Umfeld erfolgreich zu bleiben. Der Austausch von Erfahrungen und Best Practices zwischen den Ländern wird als entscheidend für die weitere Entwicklung des Open-Data-Ökosystems in Europa angesehen.