Das Zentrum für Digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung (ZenDiS) hat kürzlich openDesk 1.0 veröffentlicht, eine Office- und Kollaborations-Suite, die speziell für die Bedürfnisse der öffentlichen Verwaltung entwickelt wurde. Diese Plattform zielt darauf ab, die digitale Arbeitsweise in Behörden zu modernisieren und gleichzeitig die digitale Souveränität zu stärken.
Wer sich in den vergangenen Jahren, oder besser Jahrzehnten, auch nur im geringsten Umfang mit der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und Big Tech auseinandergesetzt hat, wird verstehen, dass es um mehr als die reine Funktionalität und Performance eines Softwarepakets geht.
Zunächst die Funktionen und Merkmale von openDesk:
openDesk integriert verschiedene Büro-Anwendungen in einer einheitlichen Benutzeroberfläche:
- E-Mail und Kalender
- Dokumentenbearbeitung
- Projektmanagement
- Videokonferenzen
- Dateiablage
- Chat und Aufgabenverwaltung
Diese Anwendungen sind speziell auf die Anforderungen der öffentlichen Verwaltung zugeschnitten und ermöglichen eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Behörden.
Technische Aspekte von openDesk
openDesk basiert auf Open-Source-Technologien, was mehrere Vorteile bietet:
- Reduzierte Abhängigkeit von proprietärer Software
- Möglichkeit zur Anpassung an spezifische Bedürfnisse
- Potenziell höhere Sicherheit durch Überprüfbarkeit des Quellcodes (Open Source im Sinne der Quelltexteinsicht und Lizenzverwendung reicht nicht aus, das Narrative der Sicherheit zu spielen)
- Mit einem starken Fokus auf IT-Grundschutz adressiert openDesk die kritischen Sicherheitsanforderungen öffentlicher Einrichtungen
- Kosteneffizienz durch Wegfall von Lizenzgebühren
Die Plattform ist modular aufgebaut und kann flexibel erweitert werden. Sie erfüllt die Anforderungen des IT-Grundschutzes und legt besonderen Wert auf Datensouveränität. Das ZenDiS, als treibende Kraft hinter diesem Projekt, setzt damit ein klares Zeichen für die Zukunft der Digitalisierung im öffentlichen Sektor. Die Entwicklung von openDesk steht im Einklang mit der Digitalstrategie der Bundesregierung und zeigt, wie Open-Source-Lösungen genutzt werden können, um große Herausforderungen im öffentlichen Sektor zu bewältigen.
Glaskugellesen
Die Einführung von openDesk könnte mehrere positive Auswirkungen haben: Durch die Integration verschiedener Tools in einer Plattform können Verwaltungsprozesse optimiert werden und die einheitliche Oberfläche erleichtert die behördenübergreifende Kommunikation und Kooperation. Die Kontrolle über die verwendete Software und die darin verarbeiteten Daten bleibt in öffentlicher Hand. Langfristig könnte der Einsatz von Open-Source-Software zu Einsparungen im IT-Budget führen. Vor allem dann, wenn man sich die Preissteigerungen der vergangenen Jahre anschaut, die u.a. durch Lock-in-Effekte verstärkt zur Geltung kommen.
Die Einführung einer neuen Software-Lösung in der öffentlichen Verwaltung bringt auch Herausforderungen mit sich, so müssten Mitarbeiter im Umgang mit der neuen Software geschult, (genauso wie bei proprietärer Software größerer und zweifelhafterer Hersteller), die Migration bestehender Daten und Prozesse muss umgesetzt und nicht zuletzt muss die Kompatibilität mit bestehenden Systemen sichergestellt werden.
ZenDiS plant, openDesk kontinuierlich weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Zudem soll die Plattform in Zukunft auch als Software-as-a-Service (SaaS) angeboten werden, was kleineren Behörden den Einstieg erleichtern könnte.
Mit der Veröffentlichung von openDesk 1.0 ist ein wichtiger Meilenstein erreicht, doch die Reise hat gerade erst begonnen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung an zukünftige Anforderungen wird entscheidend sein, um den langfristigen Erfolg zu sichern.
openDesk hat das Potenzial, nicht nur die Arbeit in deutschen Behörden stark zu verändern, sondern auch als Vorbild für andere europäische Länder zu dienen. Es zeigt eindrucksvoll, wie innovative offene Technologien und das Streben nach digitaler Souveränität Hand in Hand gehen können, um eine effizientere und zukunftsfähigere öffentliche Verwaltung zu schaffen.
Ob sich die Plattform langfristig durchsetzen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Akzeptanz bei den Nutzern und der erfolgreichen Bewältigung technischer und organisatorischer Herausforderungen. In jedem Fall ist openDesk ein Beispiel dafür, wie Open-Source-Lösungen genutzt werden können, um spezifische Anforderungen im öffentlichen Sektor zu adressieren. Ich bin sehr gespannt und voller Hoffnung.