Open Education bezieht sich auf das bildungspolitische Anliegen, Bildung frei verfügbar zu machen. Im engeren Sinne wird es oft auf die Wissensvermittlung über das Internet bezogen, das einerseits auf freien Lernmaterialien und andererseits auf allgemein zugänglichen Lernplattformen basiert. Open Education nutzt dieselben technischen Mittel die unter den Begriff E-Learning fallen.
Die Grundsätze der Open-Education-Bewegung sind in der Cape Town Open Education Declaration festgehalten:
Kapstadt Open Education Declaration
Gemeinsam das Potenzial von “Open Educational Resources (OER)” realisieren
Wir stehen am Beginn einer globalen Revolution, welche die Art und Weise auf die wir lehren und lernen grundlegend verändern wird. Lehrer und Professoren in der ganzen Welt habe bereits eine überwältigende Menge von frei zugänglichen Bildungsmaterialien im Internet veröffentlicht, als so genannte Open Educational Resources (OER). Sie verfolgen das Ziel, Bildung und Wissen unbeschränkt verfügbar zu machen. Diese Entwicklung geht einher mit der Einführung neuer pädagogischer Ansätze, bei denen sich Lehrende und Lernende in einem gleichberechtigten Prozess gemeinsam Wissen erschließen.Die noch junge “Open Education” Bewegung verbindet die alte Tradition Wissen und Ideen gemeinsam zu entwickeln und auszutauschen mit den neuen Möglichkeiten der Vernetzung und Interaktivität, die das Internet bietet. Sie basiert auf dem Grundprinzip, dass jeder die Freiheit haben sollte, Bildungsmaterialien zu nutzen, zu verändern, verbessern und weiterzugeben – ohne Einschränkungen. Professoren, Lehrer, Studenten und viele mehr arbeiten gemeinsam in dieser weltweiten Initiative, mit dem Ziel möglichst vielen Menschen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Die stetig wachsende Sammlung von “Open Educational Resources” bildet die Grundlage für diese Entwicklung. Sie umfasst frei lizensierte Lehrmaterialien, Unterrichtsvorschläge und Erfahrungsberichte, Lehrbücher, Spiele, Computersoftware, und andere Materialien, die Lehre und Lernen unterstützen. Durch OER erhalten mehr Menschen Zugang zu Bildung, insbesondere dort, wo finanzielle Einschränkungen dies sonst verhindern. OER bilden die Basis für eine partizipative Lernkultur, welche auf die Bedürfnisse der modernen Wissensgesellschaft zugeschnitten sind.
Die Idee von “Open Education” führt noch weiter. Sie fördert den Zugang zu Technologie, unterstützt kollaboratives Lernen, und bietet darüber hinaus neue Möglichkeiten erlangtes Wissen zu prüfen, testen, und nachzuweisen. Es ist wichtig, die Vision von frei zugänglicher Bildung zu realisieren, zu verstehen und zu fördern. “Open Education” wird die bestehende Bildungslandschaft absehbar grundlegend verändern.
Selbstverständlich sind auf diesem Weg noch einige Hürden zu bewältigen. Zu wenige Lehrer wissen von den neuen Möglichkeiten und Entwicklungen. Regierungen, Universitäten und Schulen sind nicht überzeugt, dass grundlegende Veränderung von Lehre und Lernen nötig sind. Die rechtlichen Optionen für eine freie Lizenzvergabe sind verwirrend und zum Teil nicht kompatibel. Die größte Barriere jedoch ist die digitaleKluft: der fehlende Zugang zu Computern und dem Internet für Menschen in weiten Teilen der Welt.
Diese Probleme können nur gelöst werden, wenn wir zusammen arbeiten. Wir laden deshalb Lehrer, Ausbilder, Professoren, Trainer, Autoren, Schulen, Fachhochschulen, Universitäten, Verlage und Verleger, Gewerkschaften, Autorenverbände, Politiker, Regierungen, Stiftungen und andere herzlich ein, unsere Vision einer neuenBildungsgesellschaft zu teilen und die folgenden drei Strategien zu unterstützen und zu verbreiten, um das Potenzial frei zugänglicher Bildungsmaterialien voll auszuschöpfen:
1. Lehrende, Schüler und Studenten: Wir ermuntern Lehrende (Professoren, Dozenten, Lehrer etc.) und Studierende, aktive Teilnehmer der “Open Education”-Bewegung zu werden. Teilnehmen bedeutet: frei zugängliche Bildungsmaterialien zu erstellen, benutzen, oder zu verbessern; Praktiken umzusetzen, die auf offener Kollaboration und gemeinsamer Erschließung von Wissen als Teil der Lehre basieren; Freunde und Kollegen einzuladen, an der Bewegung teilzunehmen. Die Erstellung und Nutzung von frei zugänglichen Bildungsmaterialien sollte als integraler Teil von Bildung anerkannt werden.
2. Frei zugängliche Bildungsmaterialien: Wir regen die Autoren und Verleger von Bildungsmaterialien dazu an, ihre Ressourcen frei zugänglich zu machen. Lizenzbedingungen sollten die Nutzung, Veränderung, Übersetzung, Verbesserung, und Weitergabe des Materials ermöglichen. Es soll in technischen Formaten bereitgestellt werden, welche die Verwirklichung dieser Möglichkeiten unterstützen, und Nutzern verschiedener Computersysteme zugänglich sind. So weit möglich, sollten die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Idealerweise sollten auch Nutzer ohne Internet einbezogen werden.
3. Richtlinien und Politik: Regierungen, Verwaltungen, Schulen und Universitäten sollen frei zugängliche Bildungsmaterialien zu einem Thema mit Priorität machen. Bildungsmaterialien, die mit Hilfe von Steuergeldern erstellt werden, sollten offen zugänglich sein. Bei der Auswahl anerkannter Lehrmaterialien für den Unterricht und die Lehre, sollen “Open Educational Resources” Vorzug finden. Bildungseinrichtungen sollen aktiv frei zugängliche Materialien fördern und ihre Relevanz hervorheben.
Diese Forderungen sind kein Selbstzweck, sondern sind Teil einer sinnvollen und wichtigen Investition in die Bildung im 21. Jahrhundert. Sie helfen die Kosten von Lehrbüchern zu senken und Gelder für Verbesserungen des Bildungssystems freizumachen. Sie bieten Lehrern und Professoren neue Möglichkeiten , Wirkung und Einfluss ihrer Arbeit zu vergrößern. Sie verbessern die Art wie wir lehren und lernen und sie geben dem Lernenden eine zentrale und selbstbestimmte Rolle.
Tausende von Lehrern, Professoren, Studenten, Schülern, Autoren, Administratoren und Politikern haben die ersten Schritte getan. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, eine Bewegung ins Leben zu rufen, an der Millionen von Menschen, aus allen Teilen der Welt – den reichen und den armen Regionen – teilnehmen. Wir haben die Chance, gemeinsam mit Bildungspolitikern und Regierungen die Rahmenbedingungen zur Realisierung der greifbaren Möglichkeiten zu schaffen. Wir haben die Chance, Unternehmer und Verleger bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu unterstützen. Wir haben die Chance einer neue Generation von Schülern und Studenten die Möglichkeit zu geben ihre Bildungsziele im Umgang mit frei zugänglichen Materialien zu verwirklichen, in einem Bildungssystem, in dem es normal sein wird, Wissen offen mit anderen zu teilen. Unsere wichtigste Chance jedoch ist es, das Leben von Millionen von Menschen zu verbessern, in dem wir den freien Zugang zu wichtigen und lokal relevanten Bildungsmaterialen und – möglichkeiten verbessern.
Wir laden alle, die unsere Vision von frei zugänglicher Bildung teilen, herzlich ein, die Cape Town Open Education Declaration zu unterzeichnen und sich dadurch zur Unterstützung der drei oben aufgeführten Strategien zu bekennen. Des weiteren unterstützen wir alle Unterzeichner bei der Umsetzung von Strategien welche gleichsam die Ziele von frei zugänglicher Bildung verfolgen. Mit jedem, der sich dieser Erklärung anschliesst – und mit jedem Versuch, die Vision dieser Erklärung zu konkretisieren – nähern wir uns einer Welt, in der jeder Mensch unbeschränkten Zugang zu Bildung hat.
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