Der Bericht untersucht die komplexe Schnittstelle zwischen offenen Regierungsdaten, Open Science und Bildung. Ziel ist es, die oft voneinander losgelösten Bereiche besser zu vernetzen und ihr Zusammenspiel zu optimieren. Die Studie möchte ein tieferes Verständnis dafür schaffen, wie Regierungsbeamte sich stärker an Entwicklungen in der Forschungswelt orientieren können, beispielsweise an Initiativen wie der European Open Science Cloud. Gleichzeitig soll erforscht werden, wie Forscher und Akademiker vermehrt offene Datensätze in ihrer wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit nutzen können. Der Bericht ist Teil einer Reihe, die darauf abzielt, bestehende Einschränkungen und Herausforderungen zu identifizieren und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
Methodik
Die Studie basiert auf einer sorgfältig konzipierten qualitativen Forschungsmethode. Kernstück sind strukturierte Interviews mit ausgewählten Forschern, Akademikern und Regierungsbeamten aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten. Die Teilnehmer wurden durch einen offenen Aufruf in relevanten Netzwerken rekrutiert, wobei auf eine ausgewogene Verteilung hinsichtlich Fachgebiet, Seniorität und Erfahrung mit offenen Daten geachtet wurde. Insgesamt wurden 14 Interviews durchgeführt: sechs mit Forschern, fünf mit Akademikern und drei mit Regierungsbeamten. Die Interviews wurden analysiert, um gemeinsame Muster und Themen zu identifizieren. Aus diesen Erkenntnissen wurden drei repräsentative Personas entwickelt: eine Klimaforscherin, ein Dozent für Datenjournalismus und ein Open-Data-Beauftragter. Diese Personas dienen dazu, die Bedürfnisse und Herausforderungen der verschiedenen Nutzergruppen greifbar zu machen.
Haupterkenntnisse
Die Interviews lieferten aufschlussreiche Einblicke in die Nutzung offener Daten in Forschung und Lehre. Es zeigte sich, dass Forscher und Akademiker zwar offene Daten nutzen, aber oft auf fachspezifische oder allgemeine Forschungsdatenportale zurückgreifen, anstatt Regierungsdatenportale zu konsultieren. Das Portal data.europa.eu war den meisten Befragten zwar bekannt, wurde aber selten aktiv genutzt. Viele Forscher gaben an, dass sie die dort verfügbaren Datensätze als nicht detailliert genug für ihre Forschungszwecke empfanden. Akademiker äußerten den Wunsch, selbst erstellte Lehrmaterialien zur Nutzung offener Datensätze auf Open-Data-Portalen teilen zu können. Sie sahen darin eine Möglichkeit, die Nutzung offener Daten in der Lehre zu fördern. Die befragten Regierungsbeamten erkannten Potenzial in der Verbesserung der Datenqualität und Granularität für Forschungszwecke. Sie sahen auch die Notwendigkeit, mehr Bildungsmaterialien bereitzustellen, fühlten sich dafür aber oft nicht ausreichend qualifiziert.
Personas
Die drei entwickelten Personas veranschaulichen typische Nutzer und Anbieter offener Daten und helfen, deren spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen besser zu verstehen:
1. Ingrid, die Klimaforscherin: Sie repräsentiert erfahrene Wissenschaftler, die hochspezialisierte und detaillierte Datensätze benötigen. Ingrid sucht nach Daten zur Biodiversität und wünscht sich eine bessere Dokumentation der verfügbaren Datensätze. Sie ist frustriert über die mangelnde Granularität vieler offener Regierungsdaten und die Verstreuung relevanter Daten über verschiedene Portale.
2. Sergio, der Dozent für Datenjournalismus: Er steht für Akademiker, die offene Daten in der Lehre einsetzen. Sergio möchte Lehrmaterialien und Erfahrungen im Umgang mit offenen Daten leichter mit Kollegen teilen können. Er sieht großes Potenzial in Datengeschichten, die auf offenen Regierungsdaten basieren, und möchte Journalisten darin schulen, solche Daten effektiv zu nutzen.
3. Philippe, der Open-Data-Beauftragte: Er verkörpert engagierte Regierungsbeamte, die offene Daten fördern. Philippe strebt eine stärkere Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen an und möchte die Nutzung offener Daten in Forschung und Lehre fördern. Er sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, Lehrer und Dozenten für die Nutzung offener Daten zu gewinnen und gleichzeitig den Bedürfnissen von Forschern nach granulareren Daten gerecht zu werden.
Empfehlungen
Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden vier Hauptempfehlungen gegeben, um die Nutzung offener Regierungsdaten in Forschung und Lehre zu verbessern:
- Erstellung einer speziellen Kategorie oder Unterseite für Datengeschichten: Diese soll Beispiele für die erfolgreiche Nutzung offener Regierungsdaten in Forschung und Lehre präsentieren. Dadurch können potenzielle Nutzer inspiriert und über Anwendungsmöglichkeiten informiert werden.
- Ermöglichung für Akademiker, Lehrmaterialien zu teilen: Auf Open-Data-Portalen sollen Plattformen geschaffen werden, auf denen Dozenten ihre Lehrmaterialien zur Nutzung offener Datensätze teilen können. Dies fördert den Austausch bewährter Praktiken und erleichtert anderen den Einstieg in die Nutzung offener Daten in der Lehre.
- Bereitstellung von Fördermöglichkeiten: Es sollen finanzielle Anreize für Akademiker geschaffen werden, Lehrinhalte in Verbindung mit offenen Datensätzen zu erstellen. Dies könnte durch Wettbewerbe oder jährliche Preise umgesetzt werden.
- Einrichtung einer Föderation mit der European Open Science Cloud: Es wird empfohlen, eine Verbindung zwischen data.europa.eu und Diensten der EOSC zur Archivierung von Daten einzurichten. Dies würde es Forschern ermöglichen, spezifische Versionen von Datensätzen dauerhaft zu archivieren und mit eindeutigen Identifikatoren zu versehen.
Diese Empfehlungen zielen darauf ab, die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit offener Regierungsdaten für Forschung und Lehre zu verbessern. Durch die Umsetzung dieser Vorschläge könnte die Verbindung zwischen Open Data, Open Science und Bildung gestärkt und ein breiteres Spektrum an Nutzern für offene Regierungsdaten gewonnen werden.