Der Bericht “2023 Open Data Best Practices in Europe” untersucht die Erfolgsfaktoren hinter den deutlichen Verbesserungen Portugals, Serbiens und der Slowakei bei der Open Data Maturity (ODM) Bewertung 2023. Diese jährliche Bewertung misst den Fortschritt europäischer Länder bei der Bereitstellung und Förderung der Wiederverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors. Durch detaillierte Interviews mit den Open Data Teams dieser Länder werden Best Practices in den vier ODM-Dimensionen – Politik, Auswirkungen, Portal und Qualität – identifiziert. Der Bericht zielt darauf ab, anderen Ländern Inspiration und praktische Empfehlungen für die Verbesserung ihrer eigenen Open Data Initiativen zu geben.
Politische Dimension
Bewusstseinsbildung als Schlüssel
Die untersuchten Länder betonen übereinstimmend die zentrale Bedeutung von Sensibilisierungsinitiativen, um den sozioökonomischen Wert offener Daten hervorzuheben und eine breitere Unterstützung für Open Data Policies zu gewinnen. Portugal unterstreicht besonders die Wichtigkeit, eine offene Datenkultur auf allen Regierungsebenen zu fördern. Dies umfasst Webinare, Konferenzen und Arbeitstreffen, die darauf abzielen, die Transparenz zu erhöhen und den Wert offener Daten für verschiedene Stakeholder zu verdeutlichen. Diese Maßnahmen schaffen eine Grundlage für die Zustimmung zu fortschrittlichen Open Data Gesetzen.
Starke nationale Richtlinien
Alle drei Länder identifizieren robuste nationale Richtlinien als entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung und Wiederverwendung offener Daten. Ein solider gesetzlicher Rahmen wird als Grundlage für die Förderung einer Kultur der offenen Daten und die Anregung zur Wiederverwendung von Datensätzen angesehen. Portugal verweist beispielsweise auf sein 2021 verabschiedetes Gesetz zur Umsetzung der EU-Open-Data-Richtlinie. Dieses Gesetz legt einen besonderen Fokus auf die Verfügbarkeit von Echtzeit- und dynamischen Daten sowie auf spezifische Anforderungen für hochwertige Datensätze. Serbien hat ein neues Programm für E-Government (2023-2025) verabschiedet, während die Slowakei Aktivitäten zur Umsetzung der Verordnung über hochwertige Datensätze gestartet und seinen Rechtsrahmen für die Weiterverwendung von Daten überarbeitet hat.
Vielfältiger Governance-Rahmen
Serbien hebt die Bedeutung eines vielfältigen Governance-Rahmens hervor, der verschiedene Interessengruppen einbezieht, um Zusammenarbeit und Koordination zu fördern. Die Einrichtung einer Open Data Arbeitsgruppe bringt Stakeholder aus verschiedenen Sektoren zusammen. Initiativen wie die Open Data Week zielen darauf ab, bisher marginalisierte Gruppen einzubeziehen und die Wirkung offener Daten zu verstärken. Das Büro für IT und E-Government bietet zusammen mit Experten des Open Data Hub maßgeschneiderte kostenlose Unterstützung, um die Veröffentlichung neuer offener Datensätze zu erleichtern und innovative Wiederverwendungsfälle anzuregen.
Auswirkungsdimension
Benchmarking bestehender Praktiken
Portugal und die Slowakei haben spezifische Projekte zur Analyse bestehender Methoden der Wirkungsmessung durchgeführt. Dies schafft die Grundlage für einen strukturierten Ansatz zur Wirkungsmessung von Open Data Initiativen. Portugal hat aktiv öffentliche und private Partner in die Sammlung von Informationen über aktuelle Praktiken zur Wirkungsmessung auf nationaler Ebene einbezogen. Die Slowakei hat sich dem Open Government Partnership (OGP) National Action Plan 2022-2024 angeschlossen, der einen speziellen Abschnitt zur Analyse der Auswirkungen offener Daten auf ausgewählte gesellschaftliche Aspekte enthält. Beide Länder betonen jedoch die Schwierigkeit, die Wirkung offener Daten umfassend zu bewerten und sehen Bedarf für verbesserte quantitative Messmethoden.
Sammlung von Wiederverwendungsfällen
Alle drei Länder präsentieren Wiederverwendungsfälle auf ihren Open-Data-Portalen und gehen darüber hinaus, um solche Fälle zu sammeln. Portugal fördert Kooperationen mit der Zivilgesellschaft und akademischen Institutionen zur systematischen Dokumentation von Wiederverwendungsfällen. Bei Sensibilisierungsaktivitäten wird betont, dass diese Fälle als Indikator für die Wirkung offener Daten dienen. Serbien organisiert Daten-Innovationswettbewerbe, um neue Wiederverwendungsfälle zu generieren und zu teilen. Die Slowakei führt Interviews mit Datennutzern durch und organisiert Workshops zu Wiederverwendungsfällen, um eine Kultur der Zusammenarbeit und Innovation zu fördern.
Steigerung der Datenqualität
Die Slowakei betont, dass eine hohe Datenqualität und -nutzbarkeit Voraussetzung für die Stimulierung der Wiederverwendung und Wirkung offener Daten ist. Dies wird als grundlegende Bedingung gesehen, um Nutzer zur Arbeit mit offenen Daten zu motivieren und dadurch messbare Auswirkungen zu erzielen.
Portaldimension
Kontinuierliche Aktualisierung
Alle drei Länder unterstreichen die Notwendigkeit, ihre Portale kontinuierlich zu aktualisieren, um den Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden. Portugal hebt Verbesserungen durch die Aktualisierung der zugrunde liegenden uData-Plattform hervor, die neue Funktionalitäten wie Tools zur Überwachung der individuellen Datenqualität eingeführt hat. Serbien nutzt aktiv Nutzerfeedback, insbesondere durch die Open Data Arbeitsgruppe, zur ständigen Verfeinerung des Portals. Verbesserungen umfassen optimierte Suchfunktionen und Datenvisualisierungstools. Die Slowakei hat ihr Portal modernisiert, indem sie von CKAN zu einer Technologieinfrastruktur wechselte, die DCAT besser unterstützt, und macht ihren Code auf GitHub verfügbar, um Transparenz und Zusammenarbeit zu fördern.
Förderung des Community-Engagements
Portugal und Serbien haben effiziente Interaktionskanäle zwischen der Community und Datenanbietern entwickelt. Portugal arbeitet eng mit Datenanbietern zusammen und schafft direkte Kommunikationswege für Nutzer, um die Datenqualität zu verbessern. Serbien ermöglicht direkte Kommunikation zwischen Datenanbietern und Portalnutzern, was zu einem iterativen Feedback-Loop führt. Zusätzlich bietet Serbiens Open Data Hub einen dedizierten Raum für die Community zum Erkunden von Datenressourcen und zur Interaktion mit anderen Nutzern. Diese Ansätze fördern Transparenz, Verantwortlichkeit und eine nutzerorientierte Gestaltung des Open-Data-Ökosystems.
Verbesserung der Auffindbarkeit von hochwertigen Datensätzen
Die Länder planen Maßnahmen, um hochwertige Datensätze (High-Value Datasets) besser zu kennzeichnen und ihre Auffindbarkeit zu erhöhen. Portugal plant eine dedizierte Seite für HVDs mit Inhalten und Beispielen aus dem Portal. Die Slowakei erwägt die Nutzung der DCAT-AP-Eigenschaft “type” zur Verbesserung der Auffindbarkeit von HVDs durch SPARQL-Abfragen.
Qualitätsdimension
Tools zur Verbesserung der Metadatenqualität
Die Länder haben Tools eingeführt, um Datenanbieter bei der Bewertung und Verbesserung der Qualität ihrer Datensätze zu unterstützen. Portugal hat mit der Aktualisierung seines Portals ein Überwachungstool für verschiedene Qualitätsparameter eingeführt. Serbien hat ein Tool entwickelt, das Datenanbietern hilft, die Qualität ihrer Datensätze beim Hochladen zu bewerten. Die Slowakei betont die Wichtigkeit einer Technologieinfrastruktur, die das DCAT-AP-Framework optimal unterstützt, und hat eine nationale Ableitung davon (DCAT-AP-SK2.0.1) erstellt.
Klare Lizenzbestimmungen
Serbien hat die rechtlichen Anforderungen in benutzerfreundlichere Sprache “übersetzt”, um den Lizenzierungsprozess für Datenanbieter zugänglicher zu machen. Dies hat zu einer deutlichen Zunahme der Anzahl von Datensätzen mit angemessenen Lizenzen auf dem Open-Data-Portal geführt. Ziel ist es, Hindernisse für die Einhaltung der Vorschriften zu beseitigen und den Prozess der Lizenzzuweisung für Datensätze zu vereinfachen.
Direkte Kommunikation mit Datenanbietern
Die Länder setzen auf direkte Kommunikation mit Datenanbietern zur Verbesserung der Metadatenqualität. Portugal gibt Datenanbietern in Ad-hoc-Meetings direkte Ratschläge und plant die Entwicklung von Handbüchern zu Best Practices. Serbien plant die Einführung eines Open-Data-Portal-Editors zur Überwachung der Metadatenqualität. Die Slowakei hat integrierte Metadatenqualitätsmessungen implementiert, die auf der Metadatenqualitätsbewertung von data.europa.eu basieren, und veröffentlicht regelmäßig Qualitätsberichte.
Der Bericht zeigt, dass es verschiedene erfolgreiche Wege gibt, um eine hohe Reife im Bereich offener Daten zu erreichen. Gemeinsame Erfolgsfaktoren sind klare Open-Data-Strategien und -Richtlinien, der Aufbau lebendiger Open-Data-Communities sowie die kontinuierliche Verbesserung der Portaltechnologie basierend auf Nutzerfeedback und -analysen. Die identifizierten Best Practices, wie Bewusstseinsbildung, starke nationale Richtlinien, vielfältige Governance-Rahmen, systematische Wirkungsmessung, verbesserte Portalfunktionalitäten und Fokus auf Datenqualität, können anderen Ländern als Inspiration und praktische Orientierung bei der Entwicklung und Verbesserung ihrer eigenen Open Data Strategien dienen.