Ein Gemeingut der digitalen Gesellschaft

Daten- oder Wissensallmende werden heute als  gemeinsam genutzte Ressourcen angesehen. Dazu zählen z. B. Freie Software wie das Computer-Betriebssystem Linux oder die Wikipedia die freie Inhalte bereitstellt.
Bei dieser Form von Allmenden, die auf Informationen als Ressource basieren, kommt die Allmendeproblematik nicht zum Tragen: Informationen verlieren nicht an Wert, wenn sie häufiger genutzt werden.

Die Wissensallmende bildet auch den geistigen Bezugsrahmen für Freie Software und die Open-Source- sowie Open-Content-Bewegung. Der für die freie Software wesentliche Punkt ist die Abkopplung der Ideenwirtschaft von der normalen Güterwirtschaft, die in Beziehung gesetzt werden kann mit dem so genannten Wissenskommunismus der Wissenschaft: Mit seiner Veröffentlichung wird das Wissen zum Gemeingut der Forschungsgemeinschaft. Es kann von Kollegen frei nachvollzogen, überprüft und weiterentwickelt werden und in der Lehre frei der Reproduktion der Wissensträger in der nächsten Generation dienen. Durch diese fruchtbaren Bedingungen im »Sondermilieu« der Wissenschaften können die parallelen, kollektiven Bemühungen Ergebnisse hervorbringen, die kein Einzelner und kein einzelnes Team produzieren könnten.

Der einzelne Wissenschaftler erhält im Wissenskommunismus als Anerkennung für die von ihm erarbeiteten Erkenntnisse keine Geldzahlungen – um von dieser Notwendigkeit freigestellt zu sein, alimentiert ihn der Staat –, sondern ein symbolisches Entgelt in Form von fachlicher Reputation, wie sie sich z. B. an der Zahl der Einträge im Citation Index ablesen lässt. Statt eines Monopolverwertungsrechts, wie es das Patentsystem für Erfindungen von industriellem Wert gewährt, steht hier das Recht auf Namensnennung im Vordergrund.

Auch die Ideologie von Richard Stallman beruft sich auf diese jahrhundertealte Tradition der Wissenschaft:

Der fundamentale Akt von Freundschaft unter denkenden Wesen besteht darin, einander etwas beizubringen und Wissen gemeinsam zu nutzen. Dieser gute Wille, die Bereitschaft, unserem Nächsten zu helfen, ist genau das, was die Gesellschaft zusammenhält und was sie lebenswert macht.

Als Musterbeispiele für derartige Entwicklungen gelten das Internet, die Unix-Derivate *BSD und GNU/Linux, das GNU-Projekt sowie schließlich die Entstehung freier und Open-Source-Software. Auch die Wikipedia ist hier als ein Vertreter der Open-Content-Szene einzuordnen.