Die wirtschaftlichen Auswirkungen offener Daten Chancen für die Wertschöpfung in Europa

von | 27. Januar 2020 | Blog, Literatur, Open Data

Der vorliegende Bericht untersucht umfassend die wirtschaftlichen Auswirkungen von Open Data in Europa. Die Studie kombiniert verschiedene methodische Ansätze, um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen. Quantitative Analysen des Open-Data-Marktes und der Beschäftigung werden durch qualitative Untersuchungen zu Effizienzgewinnen und Fallstudien ergänzt. Basis der Untersuchung ist eine ausführliche Literaturrecherche, die den aktuellen Forschungsstand zu Open Data abbildet. Darauf aufbauend wurden eigene Berechnungen und Prognosen erstellt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Erfassung des zukünftigen Potenzials von Open Data. Dafür wurden verschiedene Zukunftsszenarien entwickelt und analysiert. Die Studie berücksichtigt dabei die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Open Data in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren und gesellschaftlichen Bereichen. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz soll ein realistisches Bild der Chancen und Herausforderungen von Open Data in Europa gezeichnet werden.

Open-Data-Marktgröße

Die Analyse der Open-Data-Marktgröße bildet einen zentralen Baustein des Berichts. Für das Jahr 2019 wird der Markt in der EU27+ auf 184,45 Milliarden Euro geschätzt. Diese Zahl basiert auf einer Synthese verschiedener Studien und eigenen Berechnungen. Um die zukünftige Entwicklung abzuschätzen, wurden zwei Szenarien für das Jahr 2025 berechnet. Das Basisszenario geht von einem moderaten Wachstum aus und prognostiziert einen Markt von 199,51 Milliarden Euro. Das optimistische Szenario nimmt eine deutlich stärkere Nutzung und Wertschöpfung durch Open Data an und kommt auf 334,20 Milliarden Euro. Die große Spanne zwischen den Szenarien verdeutlicht das enorme Potenzial von Open Data. Die Differenz von 134,69 Milliarden Euro stellt quasi das “ungehobene Potenzial” dar, das durch verstärkte Bemühungen und innovative Ansätze erschlossen werden könnte. Diese Zahlen unterstreichen die wachsende wirtschaftliche Bedeutung von Open Data und zeigen, dass hier ein wichtiger Zukunftsmarkt entsteht.

Beschäftigung im Open-Data-Bereich

Neben dem Marktvolumen untersucht der Bericht auch die Beschäftigungseffekte von Open Data. Für 2019 wird die Zahl der Beschäftigten, die direkt oder indirekt mit Open Data arbeiten, in der EU27+ auf 1,09 Millionen geschätzt. Diese Zahl umfasst sowohl Beschäftigte in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Sektor. Für die Zukunft werden auch hier zwei Szenarien berechnet. Das Basisszenario geht von einem leichten Anstieg auf 1,12 Millionen Beschäftigte im Jahr 2025 aus. Das optimistische Szenario rechnet mit einem deutlichen Beschäftigungswachstum auf 1,97 Millionen. Die Differenz von 884.000 Beschäftigten zwischen den Szenarien verdeutlicht das große Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze durch Open Data.

Dabei ist zu beachten, dass es sich um eine breite Palette von Tätigkeiten handelt – von Datenanalysten über Softwareentwickler bis hin zu Fachexperten in verschiedenen Anwendungsbereichen. Der Bericht betont, dass die Schaffung dieser Arbeitsplätze von verschiedenen Faktoren abhängt, wie der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle auf Basis von Open Data.

Sektorales Potenzial von Open Data

Ein wichtiger Aspekt der Studie ist die Analyse des Open-Data-Potenzials in verschiedenen Wirtschaftssektoren. Dabei wurden zehn Schlüsselsektoren identifiziert, die besonders von Open Data profitieren können. Diese werden in zwei Gruppen eingeteilt: Sektoren mit bereits hohen Auswirkungen und solche mit hohem zukünftigem Potenzial. Zu den Sektoren mit hohen Auswirkungen zählen die öffentliche Verwaltung, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, der IKT-Bereich sowie der Verkehrssektor. Hier werden bereits heute signifikante Effekte durch Open Data beobachtet. Hohes Potenzial wird dagegen Sektoren wie Landwirtschaft, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Bildung, Handel und Immobilien zugeschrieben. In diesen Bereichen könnten in Zukunft verstärkt Open-Data-Anwendungen zum Einsatz kommen.

Der Bericht analysiert für jeden Sektor spezifische Anwendungsmöglichkeiten und Wachstumschancen. Dabei wird auch auf die unterschiedliche Wertschöpfung pro Mitarbeiter in den verschiedenen Sektoren eingegangen. Dies ist wichtig für die Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Effekte von Open Data.

Effizienzgewinne durch Open Data

Ein zentraler Aspekt des wirtschaftlichen Nutzens von Open Data sind Effizienzgewinne in verschiedenen Bereichen. Der Bericht analysiert diese Gewinne detailliert anhand konkreter Beispiele und Berechnungen. Im Bereich der Lebensrettung wird gezeigt, wie Open Data zu einer besseren Notfallversorgung beitragen kann. Beispielsweise könnte durch optimierte Rettungsketten und schnellere Hilfe bei Herzstillständen eine signifikante Zahl von Leben gerettet werden. Im Verkehrsbereich werden Potenziale zur Zeitersparnis aufgezeigt.

Durch die Nutzung von Echtzeit-Verkehrsdaten könnten Staus reduziert und der öffentliche Nahverkehr effizienter gestaltet werden. Auch im Umweltschutz sieht der Bericht große Chancen. Open Data könnte zur Reduzierung des Energieverbrauchs beitragen und die Nutzung erneuerbarer Energien fördern. Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Wissenstransfer. Hier wird insbesondere auf verbesserte Übersetzungsdienste durch Open Data eingegangen. Für alle diese Bereiche liefert der Bericht konkrete Zahlen und Beispiele, die das Potenzial von Open Data greifbar machen.

Kosteneinsparungen durch Open Data

Neben den Effizienzgewinnen führt Open Data auch zu direkten Kosteneinsparungen in verschiedenen Bereichen. Der Bericht quantifiziert diese Einsparungen anhand konkreter Beispiele. Im Gesundheitswesen wird ein globales Einsparpotenzial von 3,7 bis 5,2 Milliarden Euro durch eine verbesserte Malariabekämpfung mithilfe von Open Data identifiziert. Im Verkehrssektor könnten durch die Reduzierung von Staus 13,7 bis 20 Milliarden Euro eingespart werden. Besonders großes Potenzial sieht die Studie im Energiebereich: Durch eine effizientere Nutzung von Solarenergie, unterstützt durch Open Data, könnten bis zu 79,6 Milliarden Euro eingespart werden. Auch im öffentlichen Sektor werden Einsparpotenziale von 0,25 bis 1,48 Milliarden Euro durch den Einsatz von Open Data prognostiziert. Diese Einsparungen resultieren aus effizienteren Prozessen, besseren Entscheidungsgrundlagen und innovativen Anwendungen, die durch Open Data ermöglicht werden. Der Bericht betont, dass diese Zahlen als konservative Schätzungen zu verstehen sind und das tatsächliche Einsparpotenzial noch höher liegen könnte.

Open Data in Organisationen

Um die praktische Nutzung von Open Data in Unternehmen zu untersuchen, wurde eine Umfrage unter 103 europäischen Organisationen durchgeführt. Die Ergebnisse zeichnen ein positives Bild der Open-Data-Nutzung und -Perspektiven. Fast die Hälfte (49%) der von den befragten Unternehmen genutzten Daten sind bereits Open Data. Dies zeigt, dass Open Data in vielen Organisationen bereits fest verankert ist. Noch deutlicher wird das Zukunftspotenzial: 77% der Unternehmen planen, in Zukunft noch mehr Open Data zu nutzen. Dies deutet auf eine wachsende Bedeutung von Open Data in der Unternehmenspraxis hin. Bemerkenswert ist auch der wirtschaftliche Einfluss: 46% der Umsätze der befragten Unternehmen werden bereits von Open Data beeinflusst. Für die Zukunft erwarten sogar 73% einen steigenden Einfluss in den nächsten 5 Jahren. Die Hauptanwendungsgebiete von Open Data in den Unternehmen sind die Verbesserung von Dienstleistungen, die Unterstützung fundierter Entscheidungen und die Steigerung der Effizienz. Diese Ergebnisse unterstreichen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Open Data in der Unternehmenspraxis.

Ausblick

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Open Data ein enormes wirtschaftliches Potenzial in Europa besitzt. Die präsentierten Zahlen und Analysen zeigen, dass Open Data bereits heute einen signifikanten Beitrag zur europäischen Wirtschaft leistet und dass dieser in Zukunft noch deutlich wachsen könnte. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, identifiziert der Bericht verschiedene Handlungsfelder. Eine zentrale Herausforderung ist die Verbesserung von Quantität und Qualität der verfügbaren Open Data. Hier sind vor allem öffentliche Stellen gefordert, mehr und bessere Daten bereitzustellen. Gleichzeitig müssen die Kompetenzen und das Bewusstsein bei den Nutzern gestärkt werden. Nur wenn Unternehmen und Organisationen wissen, wie sie Open Data effektiv nutzen können, kann das volle Potenzial erschlossen werden. Der Bericht empfiehlt zudem sektorspezifische Initiativen und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kombination von Open Data mit anderen Datenquellen, um innovative Anwendungen zu ermöglichen. Schließlich betont der Bericht die Notwendigkeit, kontinuierlich neue Nutzungsansätze für Open Data zu entwickeln.

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