Open Data ist nicht das Öl des 21. Jahrhunderts

von | 14. August 2024 | Blog, Open Data

Der oft bemühte Vergleich zwischen offenen Daten und dem “Öl des 21. Jahrhunderts” mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch als irreführend und problematisch. Dieser Vergleich verkennt fundamentale Unterschiede zwischen diesen beiden Ressourcen und kann zu Missverständnissen über die Natur und den Wert offener Daten führen. Zunächst einmal ist Öl eine begrenzte, physische Ressource, die bei ihrer Nutzung verbraucht wird. Offene Daten hingegen sind eine digitale Ressource, die unbegrenzt geteilt und genutzt werden kann, ohne an Wert zu verlieren. Während nur eine Partei zu einem bestimmten Zeitpunkt Öl nutzen kann, können offene Daten gleichzeitig von vielen Akteuren verwendet werden, ohne dass dies ihre Verfügbarkeit oder ihren Nutzen für andere einschränkt.

Ein Zukunftsbild mit veralteten Energieformen

Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in den Umweltauswirkungen. Die Gewinnung und Nutzung von Öl hat erhebliche negative Folgen für unseren Planeten. Offene Daten hingegen haben in der Regel keine direkten negativen Umweltauswirkungen. Im Gegenteil, sie können sogar zur Lösung von Umweltproblemen beitragen, indem sie beispielsweise Forschung und Innovation im Bereich der Nachhaltigkeit unterstützen.

Auch die Art der Wertschöpfung unterscheidet sich grundlegend. Der primäre Wert von Öl liegt in seiner Verbrennung zur Energiegewinnung. Der Wert offener Daten entsteht durch Analyse, Kombination und innovative Anwendungen. Daten werden dabei nicht “verbraucht”, sondern können immer wieder neu interpretiert und genutzt werden, was zu kontinuierlicher Innovation führt. Die Zugänglichkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Öl muss aufwendig gefördert und transportiert werden, was mit hohen Kosten und logistischen Herausforderungen verbunden ist. Offene Daten können dagegen digital und nahezu kostenlos weltweit verteilt werden, was ihre Nutzung demokratisiert und einer breiten Masse zugänglich macht.

Aus ethischer Perspektive ist der Vergleich ebenfalls problematisch. Die Kontrolle über Ölvorkommen hat in der Geschichte oft zu Konflikten und Ausbeutung geführt. Offene Daten zielen hingegen darauf ab, Wissen und Informationen frei zugänglich zu machen und so Transparenz und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Schließlich unterscheidet sich auch die wirtschaftliche Struktur. Während die Ölindustrie von großen Unternehmen dominiert wird, können offene Daten von Einzelpersonen, kleinen Unternehmen und Organisationen jeder Größe genutzt werden. Dies fördert eine vielfältigere und inklusivere Innovationslandschaft.

Alternativen

Der Vergleich zwischen offenen Daten und Öl birgt die Gefahr, das wahre Potenzial und die Besonderheiten offener Daten zu verkennen. Um die Bedeutung offener Daten für unsere moderne Gesellschaft angemessen zu würdigen und zu fördern, ist es wichtig, ihre einzigartigen Eigenschaften und Möglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, anstatt sie mit einer fossilen Ressource des vergangenen Jahrhunderts gleichzusetzen. Anstatt offene Daten als das “Öl des 21. Jahrhunderts” zu bezeichnen, wäre es treffender, sie als “Katalysator für Innovation und Transparenz” oder als “gemeinsame Wissensbasis der digitalen Gesellschaft” zu beschreiben. Diese Formulierungen betonen die einzigartigen Eigenschaften und Potenziale offener Daten, ohne irreführende Vergleiche zu ziehen.