Open Educational Resources

Die Arbeit mit Materialien von Bildungsverlagen ist schulischer Alltag, doch jeder merkt schnell, wo die Grenzen dieser Materialien liegen. Lernen in einer sich immer schneller verändernden Welt ist heute ein höchst individueller Prozess. Individualisiertes Lernen braucht hochgradig flexible Lernmaterialien. Die von Bildungsverlagen bereitgestellten Materialen erfüllen diese Ansprüche oft nur unzureichend. Viele Lehrkräfte nutzen deswegen nur Bruchteile der von Schule oder Eltern für teures Geld erworbenen Schulbücher. Der Kauf zusätzlicher Materialien der Verlage kostet viel Geld, schulische Budgets sind jedoch begrenzt.

Die digitale Erstellung eigener Lernmaterialien aus analogen Materialien der Bildungsverlage ist urheberrechtlich untersagt. Eine anpassbare Nutzung digitaler Verlagsmaterialien ist oft nur eingeschränkt möglich. Im Internet gekaufte digitale Arbeitsmaterialien können nicht an Kollegen weitergegeben werden. Die (ergänzende) Alternative sind freie Bildungsinhalte oder Open Educational Resources (OER).

Das Konzept von OER

Das Konzept von OER kann als eine neue Art der Informationserstellung und -(ver-)teilung im Bildungsbereich verstanden werden. Dabei repräsentieren OER lediglich Informationen und mangels eines institutionellen akademischen Charakters kann über die Nutzung dieser Ressourcen kein akademischer Titel erworben werden. Es ist eine verstärkte Integration von OER im Bereich der internetbasierten Wissensvermittlung sowie in der Fern- und Hochschullehre zu beobachten.

Insbesondere im Bereich der social media ist eine zunehmende Verbreitung von OER zu erkennen. Auf diese Weise erhoffen sich Autoren von OER ein stärkeren Verbreitungsgrad ihrer Inhalte sowie eine damit einhergehende steigende Reputation.

Motivationen

Die Motivation der Befürworter reicht von der Zähmung des monopolistisch geprägten Buchmarktes, bis zu der Vision eine Bildungswelt zu erzeugen, in welcher jeder Mensch auf der Welt Zugang zu einem global aggregierten Wissensbestand hat. Eine große Hoffnung im Zuge der Verbreitung von OER ist der Ausgleich der globalen Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu digitalen Medien und Bildung. Insbesondere wenig entwickelte Länder sollen von dem Zugang und der Nutzung der OER profitieren.

Die fünf Freiheiten von offenen Bildungsmaterialien

Ein Werk als „Open Content“ zu deklarieren bedeutet, es so zu lizenzieren, dass allen Nutzern kostenfrei und auf Dauer die folgenden fünf Rechte eingeräumt werden:

  1. Verwahren/Vervielfältigen – das Recht, Kopien des Inhalts anzufertigen, zu besitzen und zu kontrollieren (z.B. Download, Speicherung und Vervielfältigung)
  2. Verwenden – das Recht, den Inhalt in unterschiedlichen Zusammenhängen einzusetzen (z.B. im Klassenraum, in einer Lerngruppe, auf einer Website, in einem Video)
  3. Verarbeiten – das Recht, den Inhalt zu bearbeiten, anzupassen, zu verändern oder umzugestalten (z.B. einen Inhalt in eine andere Sprache zu übersetzen)
  4. Vermischen – das Recht, einen Inhalt im Original oder in einer Bearbeitung mit anderen offenen Inhalten zu verbinden und aus ihnen etwas Neues zu schaffen (z.B. beim Einbauen von Bildern und Musik in ein Video)
  5. Verbreiten – das Recht, Kopien eines Inhalts mit Anderen zu teilen, im Original oder in eigenen Überarbeitungen (z.B. einem Freund eine Kopie zu geben oder online zu veröffentlichen)

übersetzt nach David Wilson